die Suche nach dem tiefen Selbst

Marianne and Ulrich Sander

Dieses Foto zeigt Marianne Sander im Alter von 87 Jahren. Links unten ist ein Foto von ihrem geliebten Bruder Ulrich. Er war ihr engster und von ihr am meisten geschätzter Lebensgefährte. Er verschwand  während des Krieges, nachdem er auf Amsterdams Straßen aufgegriffen worden war und zur Arbeit nach Deutschland gesandt wurde. Dies war üblich in den von Nazis besetzten Teilen Europas. Erst Monate später erfuhr seine Familie von diesem Geschehen durch einen Brief von ihm. Zu dem Zeitpunkt wussten sie nicht, ob er noch lebte, da seit seinem Verschwinden viel Zeit vergangen war.

Schließlich gelang ihm die Flucht aus Deutschland. Er wurde in den letzten Wochen des Krieges an der Grenze gefunden und gerettet. Er war so krank, dass ein Krankenhaus-Aufenthalt nötig war. Dort starb er im Alter von siebzehn Jahren. Seine Familie wurde informiert, aber es war ihnen nicht möglich, ihn noch vor seinem Tod aufzusuchen. Seine beiden Schwestern sahen ihn nie wieder, aber seine Eltern konnten wenigstens am Totenbett von ihm Abschied nehmen.

Ulrich Sander hatte während seines Lebens viele Menschen durch seine besondere Gabe der Empathie (Einfühlungsvermögen) inspiriert. Er hatte eine helle Zukunft vor sich und war jemand der eine heilende Weisheit zu besitzen schien, die über sein Alter hinausging. Trotz seines jugendlichen Alters kamen oft Menschen zu ihm, mit der Bitte um Hilfe und Rat. Der Schmerz über den Verlust des Bruders und mit ihm verloren gegangenen Möglichkeiten seines Lebens hatte eine unergründliche Wirkung auf seine Schwester Marianne. Diese fühlte sich zu seinen Lebzeiten von ihm besonders getragen. Sie sagte, ihr Leben hätte eine Bereicherung erfahren, die es ohne diesen tragischen Tod nicht erfahren hätte. Sie war fünfzehn Jahre als er starb und sie sagte, dass sie von da an ihr Leben teilweise bewusst in seinem Sinne lebte, es nicht verschwenden wollte, so dass sein verloren gegangenes Leben in irgendeiner Weise gewürdigt würde.